Donnerstag, 21. Dezember 2017

Kambodscha

Dass mir Bootsfahrten auf dem Meer Angst machen, habe ich bereits erwähnt. Wenn dazu auch noch ein ordentlicher Wellengang kommt und das Speedboot nicht über, sondern in die Welle taucht und das Wasser den Mittelgang entlang auf mich zukommt, dann habe ich so richtig, richtig Angst. So geht es mir auf unserer Überfahrt von Koh Rong Sanloem nach Sihanoukville. Meine Panik bekomme ich mit Selbstgesprächen und mentaler Ablenkung in den Griff und zum Glück ist nach 40 Minuten auch schon wieder das Land in greifbarer Nähe. Die schöne Erholung, die wir in den vergangenen Tagen erst auf Koh Rong und dann auf Koh Rong Sanloem getankt haben, scheint erst einmal dahin. Es muss eine schöne Massage her. Da wir noch Zeit bis zum Abflug haben, gönnen wir uns eine Stunde für 12 $ und anschließend noch einen Cocktail für 2,50 $. Endlich ist wieder alles zu „normalen“ asiatischen Preisen erhältlich, was auf den Inseln anders war. Dafür bieten die Inseln Puderzuckersand und kristallklares Wasser. Es gibt laute und leise Strandabschnitte und beide Inseln sind noch dicht grün bewachsen. Backpacker laufen mit ihren Rucksäcken auf dem Rücken den Strand entlang auf der Suche nach billigen Dorms, Rollkoffertouristen folgen ihren Kofferträgern in ihre gebuchte Unterkunft, Kinder folgen der einen wie auch der anderen Gruppe. Diese Inseln bieten für jeden etwas.
Unser Flieger, eine Propellermaschine mit 68 Sitzen, bringt uns sehr ruhig nach Siem Reap. Da bleibt zumindest Dennis Flugangst im Rahmen. Eine Aufregung pro Tag ist auch völlig ausreichend.
Siem Reap ist eine nette, entspannte Kleinstadt, die außer Angkor Wat nicht wirklich viel an Kultur zu bieten hat. Abgesehen davon, dass es für uns ausreichend ist: Für Kultur- und Geschichtsinteressierte kann es wohl kaum etwas Besseres geben. Wir schauen uns in zwei Tagen „nur“ 8 Tempel an und sind immer wieder beeindruckt. Es ist auch durchaus denkbar, sich eine Woche lang alles anzuschauen und dabei nirgends doppelt zu sein. Angkor Wat heißt zwar der größte Tempel, aber das Weltkulturerbe Angkor umfasst ein Gebiet von über 40000 ha. Wenngleich Kambodscha kommunistisch ist, so gibt es doch auch Privateigentum. Sehr zum Leid der Touristen und auch der Bevölkerung befindet sich Angkor in privater Verwaltung. Diese hat gerade in diesem Jahr die Eintrittspreise empfindlich angehoben: 37$ für einen Tag, 64$ für drei Tage und ein Ticket für zwei Tage gibt es nicht. Und da ich kurz die Politik angesprochen habe, sei gesagt, dass die Menschen mit ihrem Prime Minister in der Tat unzufrieden sind und alle den Wahlen 2018 entgegensehen. Der normale Tourist bekommt davon aber nichts mit und auch die Abhängigkeit von China ist im Tourismus (noch) nicht zu merken. Nach nur zwei Wochen verlassen wir dieses sonnige Land mit den netten Menschen, denn Weihnachten steht vor der Tür. Das und den Jahreswechsel wollen wir zu Hause feiern, zumindest in unserer zweiten Heimat...

Samstag, 9. Dezember 2017

Sri Lanka

Es sind nur 30 Kilometer Luftlinie und doch liegen zwischen Indien und Sri Lanka Welten.
Eine andere Sprache, eine andere Währung, kürzere Distanzen und vor allem eine andere Kultur.
Colombo, die Hauptstadt, empfängt uns nicht mit Lärm und Dreck, wie in Reiseführern beschrieben. Es ist halt alles eine Ansichtssache. Für uns, die wir gerade noch den Tinnitus des indischen Dauerlärms im Ohr haben, ist es pure Erholung. Alles läuft gemächlicher. Wir fühlen uns fast schon wie in Südostasien. Die Luft ist wieder heiß und feucht, so wie wir es mögen. Am Morgen nach unserer Ankunft wollen wir mit dem Zug die Küste nach Süden befahren. 10:30 soll der Zug abfahren, wir sind pünktlich um 10:03 am Bahnhof. „10:30 Train late. Better take 10 o`clock train“, erklärt der Ticketverkäufer. „It is already 10:05!“, erkläre ich. „Yes, yes, 5 minutes, hurry!“ Ich bezahle 420 srilankanische Rupien (= 2,30 Euro), nehme Dennis meinen Rucksack ab und wir rennen wie Pandas die Bahnhofstreppen hoch und auf dem letzten Gleis wieder herunter, rufen den bereits im Zug wartenden die Frage nach dem 2.-Klasse-Abteil zu, rennen weiter in die angezeigte Richtung, springen, wie Pandas eben springen können, auf, und schon ertönt die Pfeife und der Zug setzt sich in Bewegung. Wir hätten noch gute 20 Sekunden gehabt, denn die Türen werden nicht verschlossen...
Im Zug herrscht ungewohnte Stille. Wir finden getrennte Plätze und genießen die Fahrt immer an der Küste entlang. In Matara werden wir nach 3,5 Stunden mit dem Taxi erwartet, das uns von Samhita, der Besitzerin unserer nächsten Unterkunft organisiert wurde. Ja, wir haben sozusagen vorgebucht. Denn das uns empfohlene Aqua Beach Cabanas hat nur 4 Bungalows und einen wollten wir uns sichern. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn wir sind die einzigen Gäste, eröffnen sozusagen die Saison.
3 Tage Hängematte und es zieht uns wieder zu den Tieren. Erst wandern wir ganz in die Nähe zum Birds‘ Sanctuary, um prachtvolle Pfauen beim Balzen zu beobachten, sowie Papageien, Beos, Pelikane u. a. in Freiheit und nicht in Käfigen zu bestaunen. Tags darauf zieht es uns zu den Großtieren und wir machen eine Safari im Udawahalla National Park. Neben weiteren zahlreichen Vogelarten können wir Krokodile, Affen und große Elefantenherden bestaunen. Die Dickhäuter sind toll und geben beeindruckende Laute von sich, die noch einmal unterstreichen, warum man den Jeep nicht verlasssen soll.
Obwohl in Hungama gerade keine Regenzeit ist, zieht ein Unwetter heran, dass uns dazu veranlasst, die Ostküste zu besuchen, was wir nicht vorhatten. Außerhalb der Saison ist an der Ostküste alles ziemlich verlassen und auch die Sonne ist nur selten zu Besuch. Dennoch genießen wir die Wärme und die Regenarmut. Im Anschluss geht es dann ins Bergland. Mit dem Zug reisen wir in Etappen von Ost nach West. Unterwegs übernachten wir in Ella, einem niedlichen Örtchen mit in den umliegenden Bergen versteckten Unterkünften. Morgens müssen wir mit Besen bewaffnet aufpassen, dass uns die Affen das Frühstück nicht vom Teller klauen und am Abend gehen wir zu Fuß ins Dorf und genießen tropische Cocktails unterm zu früh aufgestellten Weihnachtsbaum. Den nächsten Stopp legen wir bei Hatton ein. Von dort fahren wir erstmalig mit einem Localbus und husten uns nach 1,5 Stunden die Lunge aus dem Hals - so viel haben wir noch nie geraucht. Apropos Lunge ...unser Ziel liegt in Delhousie. Das ist der Ausgangsort für die Besteigung des Adam‘s Peak. Nachts, um 2:30 spätestens, geht man los, um pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein. Über 5500 Stufen sind dafür zu überwinden. Aber es lohnt sich und wir haben wieder einmal Glück mit dem Wetter. Um 09:30 Uhr liegen wir dann wieder geduscht und satt in unseren Betten. Und natürlich sind wir auch ein bisschen stolz, vor allem Dennis, der weder Frühaufsteher noch Lauffantiker ist.
Das letzte Teilstück, das wir mit der Bahn zurücklegen, führt uns nach Colombo zurück.
Einige Einkäufe sowie auch endlich mal ein Herrenfriseurbesuch sind erforderlich. Das führt leider dazu, dass der anfängliche Eindruck von Colombo revidiert werden muss. 1 Stunde für 3 Kilometer wird benötigt und das indische Hupverhalten ist nun doch vorhanden. Wir halten daher für uns fest: Beim nächsten Mal werden wir Colombo völlig auslassen. Und dass es ein nächstes Mal in Sri Lanka geben wird, steht außer Frage. Aber morgen geht es erst einmal weiter nach Kambodscha. Das Meer und die Hängematten rufen.

Mittwoch, 22. November 2017

Indien

Es ist unsere zweite Reise nach Indien und doch ist sie völlig anders und neu. Das Land ist einfach so riesig, dass man in einem anderen Bundesstaat meint ein völlig anderes Land zu besuchen. Dieses Mal bleiben wir erst ein paar Tage in Goa und reisen dann weiter nach Rajasthan. Einige Eigenheiten bleiben trotz Vielfalt überall gleich:
Das hektische, schlechte Englisch, das undefinierbare Kopfwackeln in alle Richtungen bei „Yes“ und bei „No“ gleichermaßen und das stets und ständige Gehupe aus gutem Grund oder auch einfach grundlos.
In Goa entscheiden wir uns auch u. A. deswegen für eine Unterkunft mitten im Dschungel. Das Khaama Kethna ist nach 30 Minuten Fußweg nicht zu weit weg vom Beach und bietet uns Ruhe, Natur und gesundes, veganes Essen aus dem eigenen Garten. Im Übrigen ist Indien ein Traum für Vegetarier. Eine solche Vielfalt vegetarischer Gerichte in den Restaurants und Schmackhaftigkeit haben wir bislang noch nirgends sonst gehabt. Nach drei Tagen mieten wir uns eine Royal Enfield und knattern damit die Gegend ein wenig ab. Neben unserem Agonda Beach gibt es noch so viele andere schöne Strände.
Gut erholt beschließen wir mit der Bahn nach Udaipur in Rajasthan zu fahren. Wir buchen uns Schlafplätze im Zug, der um 4:30 abfährt und am Abend in Mumbai ankommen soll. Nach 6 Stunden würden wir dann mit dem nächsten Nachtzug weiterfahren, der unser Ziel laut plan um 15:00 Uhr erreicht.
Unser Zug kommt in Goa mit 1,5 Stunden Verspätung an und beim Betreten des Schlafwagens schockiert uns das Bild eines rollenden Menschenkäfigs. Unsere reservierten Plätze sind zudem besetzt und es herrscht ein reges Treiben wie auf einem Rummelplatz. „Ich würde am liebsten wieder aussteigen“ denke ich lauter als gewollt. Auch Dennis sieht unglücklich aus. Dennoch beschließen wir, uns durchzukämpfen, unsere Plätze zu bekommen und zumindest erst einmal ein wenig zu schlafen. Nach geschätzten 80 Durchläufen des Chai-Wallahs und etlichen anderen Verkäufern, erreichen wir Mumbai völlig übernächtigt und mit Schmerzen in sämtlichen Knochen von den harten Pritschen. Wir sind uns einig: Einmal 14 Stunden reichen aus.  Wir buchen uns kurzerhand ein schönes Hotelzimmer und einen Flug für den nächsten Tag und lassen unser zweites Zugticket verfallen.


Udaipur überrascht uns mit verhältnismäßig sauberen Straßen, toller Architektur, freundlichen, nicht ganz so hektischen Menschen und mit fast völliger Abwesenheit von Bettlern. Tagsüber gehen wir nun zwei Wochen lang bei Animal Aid Freiwilligenarbeit leisten (s. Video auf Facebook). Am Abend zieht es uns mal auf die eine, mal auf die andere Dachterrasse mit wundervoller Aussicht auf den Lake Picchola, einer von vier künstlich angelegten Seen der Stadt. Nach den zwei Wochen fällt es uns schwer Abschied von den vielen Tieren und den zauberhaften Mitarbeitern bei Animal Aid zu nehmen. Andererseits freuen wir uns auf wieder höhere Temperaturen und Relaxen in der Hängematte am Strand von Sri Lanka, unserem nächsten Ziel.

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Iran

Freunde haben uns davor gewarnt. Familienmitglieder haben besorgt gefragt: „Wollt ihr da wirklich hin?“ Und wir wollten da wirklich hin. Nicht weil wir ignorant sind, denn schließlich haben wir die Türkei aus bekannten Gründen ausgelassen. Nein, wir haben darauf vertraut, dass die Berichte derer, die bereits da waren, stimmen. Und so ist es. Der Iran ist ein Land, in dem Gastfreundschaft nicht nur wichtig ist, sondern von allen gelebt wird.
Wir starten unser Abenteuer mit Rucksack und erstem Flug nach Teheran. Die Stadt erschlägt uns mit Menschen über Menschen. Dabei kennen und lieben wir Bangkok. Aber hier ist es anders. Der Verkehr ist überhaupt nicht geregelt. Albanien ist Verkehrskindergarten dagegen. Hier sind wir froh nicht selbst fahren zu müssen, denn man kann durchaus z. B. in einen Kreisverkehr oder in eine Einbahnstraße dem fließenden Verkehr entgegen fahren. Man muss nur Lichthupe geben und schon ist es offenbar für alle ok. Wahnsinn! Aber auch diesen überleben wir und fahren mit dem Zug nach Shiraz. 15 Stunden liegen vor uns und in unserem Abteil haben wir nur zwei Begleiter, sodass wir glücklich und zufrieden unsere Schuhe ausziehen und es uns gemütlich machen.  Einer unserer Begleiter tut es uns gleich und schon ist es so gar nicht mehr gemütlich. Ich halte es nicht aus und frage nach einem anderen Abteil. Dennis traut sich aus Respektgründen nicht. Mir ist es egal, ob wir in ein erstes Fettnäpfchen treten, denn mit dem Geruch kann niemand schlafen. Der Fahrgastbegleiter schaut mich mürrisch an und meint, er könne das nicht entscheiden. Ich müsse den Captain fragen. Auf dem Weg zu ihm verlässt mich beinahe der Mut. Ich zweifle daran, dass eine Frau im Iran etwas ausrichten kann. Aber sie kann. Den Rest der Zugfahrt verbringen wir in einem 4-Personen-Abteil, allein und ohne Aufpreis. Normalerweise zahlt man für alle vier Plätze, wenn man ein Abteil für sich allein haben will. Also auch mit Kopftuch wird Frau ernst genommen und ist als Kunde König. Apropos Kopftuch: Es wird heute nur noch wie ein modisches Accessoire benutzt, so scheint es. Es muss nur irgendwo am Kopf hängen - Hinterkopf reicht aus.
In Shiraz findet der Taxifahrer für uns eine kleine Oase, nachdem unser Wunschhotel uns nur Betten im Mixed-Dorm anbieten kann. Ja, auch das gibt es mittlerweile im Iran. Man will den Tourismus fördern. Die Stadt ist etwas ruhiger und wir bleiben daher für drei Nächte. Eine kostenlose Stadtführung bekommen wir von Hossein, den wir im Zug mit seiner Karatesportgruppe kennengelernt haben. Hossein hat mit seinen 15 Jahren sehr klare Vorstellungen und eine sehr westliche Weltanschauung. Wir halten uns beim Thema Islam zurück, merken aber sehr wohl, dass wir auf derselben Wellenlänge sind. Beim Stadtrundgang ist sein Vater, Hormuz, dabei, der uns nach kurzer Zeit und einem Anruf zu Hause zu sich zum Essen einlädt. Es ist ein toller Abend, mit vielen Hintergrundinformationen und traditionellem Essen. Es ist nur schwer, die Einladung zur Übernachtung auszuschlagen, Die Verabschiedung ist sehr herzlich. Fast so, als hätte man sich schon vor längerer Zeit kennengelernt.
Nach dieser Erfahrung in einer modernen iranischen Familie, wollen wir uns ein Bild vom Leben der Nomaden machen. Wir buchen eine Tour mit Übernachtung. Das allein ist schon eine Herausforderung, da es keine Travelagencys gibt, die so etwas anbieten. Dank TripAdvisor und Kommunikation über WhatsApp kommen wir zum Ziel. Und es ist ein einzigartiges Erlebnis. Auf 3000 Metern sitzen wir im Kreise einer Familie des Stammes der Kaschgai und werden verköstigt und mit volkstümlicher Musik unterhalten. Außer Hunde, Esel, Hühner und ca. 100 Ziegen, gibt es 7 Zicklein, von denen einige erst einen Tag alt sind. Es ist eine Atmosphäre, die man sich nicht vorstellen kann und von der wir sehr glücklich sind, sie erlebt zu haben. Wir schlafen in einem echten Nomadenzelt mit dicken Decken und glühenden Kohlen, denn es sind nur noch 10 Grad. Am Morgen geht es früh wieder zurück. Wir hätten noch eine weitere Familie besuchen können, aber die Neugier  ist gestillt und wir sind voller Eindrücke, dass wir diese lieber verarbeiten und unsere Erkältung auskurieren wollen. Denn es geht morgen mit Zwischenstopp in Dubai nach Indien. Unseren Plan, eine Iranische Insel anzusteuern, haben wir verworfen. Wir wollen nicht an getrennten Stränden baden, und bei 35 Grad macht die schönste Insel keinen Spaß, wenn man mit langer Kleidung herumlaufen muss. Außerdem geht uns das Bargeld aus und an den hiesigen ATMs gibt es für Ausländer kein Geld, da der Iran nicht ans internationale Bankensystem angeschlossen ist.
So freuen wir uns früher als geplant auf Indien, sind uns aber sicher, dass wir den Iran noch einmal bereisen werden. Hoffentlich in kurzer Kleidung.

Dienstag, 17. Oktober 2017

Griechenland

Hellas begrüßt uns eine Stunde später als erwartet. Wir haben gar nicht mehr daran gedacht, dass wir in Griechenland schon die nächste Zeitzone betreten. Auch die Grenzkontrolle überrascht uns. Man stellt sein Fahrzeug ab, wo Platz ist und reiht sich in eine Schalterschlange ein. Ein gemütlicher Grenzbeamter guckt kurz in den Pass und gibt ihn zurück. Wir steigen ins Auto und fahren weg. Wir hätten ebenso gut einfach nur auf die Toilette gehen  und dann weiterfahren können.
Kaum im Land der Traumstrände angekommen, fahren wir mal wieder Serpentinen. Griechenland besteht nämlich zu fast 80% aus Gebirge. Statt schöner Strände sehen wir erst wunderschöne Flüsse und viel Grün und dann erst Meer. Unser erster Stopp ist dann eine kleine Bucht, in der wir endlich wieder völlig frei stehen. Wir machen es uns gerade gemütlich, als eine große Meeresschildkröte neugierig ihre Besucher beäugt. Wir sind aus dem Häuschen, denn im Mittelmeer haben wir das nicht erwartet. Wir duschen uns nach dem Essen gegenseitig mit unseren Wasserkanistern ab und fallen satt und seelig in unsere Koje. Am nächsten Morgen zeigt sich die Schildkröte erneut. Dann beobachten wir auch noch zwei Rochen, die edel ihre Bahnen ziehen und eine Länge von gut 1,50 m haben. Dennis versucht zum zweiten Mal zu angeln. Aber der Köder, ein in Knoblauchöl getauchter Kunstwurm, verjagt eher die Fische. Aufgrund der Wetterlage beschließen wir direkt nach Peleponnes zu fahren. Auf dem dortigen Campingplatz verbringen wir die bislang längste Zeit an einem Ort. Endlich haben wir Sandstrand, an dem wir in erster Reihe stehend die fast letzten Gäste sind. Ende Oktober schließt auch dieser Platz. Bis auf zwei Radtouren und Strandspiele ist Faulenzen angesagt. Am Abend wird lecker gekocht und griechischer Wein getrunken. Doch am 7. Tage wollen wir nicht ruhen. Es packt uns die Lust auf Neues und wir fahren landeinwärts zu den Thermopilen.
"Puh, du stinkst!" "Na du erst 'mal!" Wir kommen gerade aus einem Schwefelbad mit 45 Grad warmen Wasser, das sich auf uns aus einem Wasserfall ergießt. Schwefel riecht schon sehr stark erst nach faulen Eiern und dann wie Streichhölzer. 
Gerade wenn es im Herbst auch in Griechenland am Abend frisch wird, ist so eine heiße Dusche genial und gesund soll es ja auch sein. Daher nehmen wir den "Duft" in Kauf. 
Dann erreicht uns ein Hilferuf und da wir ohnehin Antje und Volker aus Montenegro gern noch einmal in Griechenland treffen wollten, sagen wir gleich zu. Die beiden benötigen einen Kühlerschlauch und Kühlmittel. Das in Griechenland zu besorgen ist eine willkommene Herausforderung für uns. Es ist aber dann leichter als erwartet. Schwerer hingegen ist die Anreise zu den beiden. Sie stehen in einer Bucht auf Pilon, zu der man nur über eine 2,5 km lange Off-Road-Piste kommt. Erinnerungen an Albanien werden wach. Der Bussi wackelt, ächzt und quietscht. Die Steine springen unter den Reifen hervor und eine Menge Staub wird aufgewirbelt. Nach 30 Minuten stehen auch wir mit unserem Hippie-Herkules-Mobil neben Volkers 4-WD-Offroader. 
Wir freuen uns riesig und verbringen die nächsten zwei Tage und Nächte an diesem paradiesischen Platz. Dann heißt es Abschied nehmen, denn Firma Kriegenhöfer will überraschend schon am nächsten Tag unseren Bussi aus Thessaloniki abholen. 

Die Übergabe unseres "Babys" ist unerwartet emotional. Dementsprechend betrübt und ruhig verläuft unser Stadtbummel. Auch die Übernachtung im 5-Sterne-Hotel kann uns, vor allem Dennis, nicht wirklich trösten. Erst als es am nächsten Tag mit unseren Rucksäcken im Zug nach Athen geht, kommt die Abenteuerlust und die Freude auf die nächsten 5 Monate wieder. 

Sonntag, 8. Oktober 2017

Albanien

„You want coffee?“ fragte er und 5 Minuten später sitzen wir bei Orestis Kokas und seiner Mutter auf der Couch. Dabei haben wir nur nach dem Weg gefragt. Jetzt bekommen wir Kaffee, Gebäck und Informationen über die besondere Region rund um Himarë. Hier sprechen die Menschen Griechisch und Albanisch, lernen es sogar in der Schule.
Wir sind nun schon fast eine Woche in diesem wunderschönen, bergigen Land, das bei vielen einen zu Unrecht schlechten Ruf hat. Nach unserer ersten Station am Shkodra-See, wo wir den komfortabelsten Campingplatz unserer bisherigen Reise(n) haben, fahren wir mit der Fähre über den Koman-Stausee nach Valbonë ins Gebirge. Die Anfahrt zur Fähre soll angeblich für „normale “ Fahrzeuge nicht machbar sein. Zugegeben, es wechselt sich die Angst, auf der Geröllpiste umzukippen, mit der ab, den Abhang hinunterzustürzen. Und als wir dann auch noch in einen stockfinsteren Tunnel fahren müssen, in dem kein Licht am Ende zu sehen ist, wird auch Dennis endlich mal nervös. Fahrzeuge kommen uns entgegen, obwohl im Tunnel nur Platz für ein Auto ist... Aber irgendwie wird unser Bussi wieder ans Licht und gleich danach auf die Minifähre manövriert. Die Anstrengung und Aufregung haben sich gelohnt: Wir sehen die albanischen Fjorde aus nächster Nähe und können uns gar nicht satt sehen an der Schönheit der Natur. In Valbonë wandern wir dann das Adrenalin ab und sind erstaunt, wie perfekt die ansonsten naturbelassenen Wanderwege markiert sind. Etwas zu kalt ist es um diese Jahreszeit für unseren Geschmack, sodass wir uns auch dieses Mal wieder gegen die Übernachtung im Nationalpark entscheiden. Wir wollen nur schnell wieder ins Tal etwas essen und einen Übernachtungsplatz finden. Schnell ist aber bei geschätzten 120 Serpentinen nicht möglich. Es ist bereits dunkel, als wir in einer Gaststätte einkehren, in der ich die einzige Frau bin. Nach kurzen neugierigen Blicken und einer freundlichen Begrüßung, interessiert das aber niemanden mehr. Bei traditioneller Musik probieren wir lokalen Wein und Bier und sind glücklich, dass der Inhaber ein besseres Englisch spricht als es uns bislang in Italien, Kroatien und Montenegro begegnet ist. Er findet sogar etwas Essbares für mich als Vegetarierin, obwohl die Speisekarte fast ausschließlich Fleisch enthält. Satt und erschöpft schlafen wir fast 10 Stunden auf dem Restaurantparkplatz.
Bei der Ankunft in Tirana gibt es zwei Dinge festzustellen: Jeder fährt wie er will (außer Ausländer) und Verkehrszeichen, Zebrastreifen und sogar Ampeln sind nur „Empfehlungen“. „Wenn man das beherzigt, dann fährt es sich recht entspannt“, meint Dennis. Ich finde Tirana auf Anhieb sympathisch. Ich bin und bleibe halt „Stadtpflanze“.  Auch wenn uns gestern noch überwiegend Eselstreiber und Schafhirten begegnet sind - diese Stadt ist in der Neuzeit mehr als angekommen. Nach einem kurzen Einkauf eines neuen Coffeemakers, da wir unsere Bodum verloren haben, kehren wir noch schnell in einem kleinen Foodmarket ein, denn wir haben nicht viel Zeit. Man erwartet uns bereits im Kinderheim in Elbasan. Wir haben vorher dort angefragt, ob wir kommen können und sind beim Koordinator, Marcid, auf Begeisterung gestoßen. Bei unserer Ankunft begrüßt er uns gemeinsam mit Schwester Susanna, die das Heim leitet. Uns wird ausführlich die Geschichte und die Struktur des Heimes erklärt und dann dürfen wir endlich die Kinder in ihren jeweiligen Wohngruppen kennenlernen. Der Anfang ist noch etwas verhalten. Die Kinder sind etwas schüchtern und wir noch nicht wirklich erfahren mit solchen Situationen. Aber beim gemeinsamen Volleyballspiel mit den Mädchen bzw. Fußball mit den Jungs, ist sofort das Eis gebrochen. Ab da kommen wir von einem Spiel zum nächsten und sind alle so ausgelassen, dass auch selbst Schwester Susanna in ihrer Ordenstracht übermütig mittobt. Gespendete Kuscheltiere und Malzeug, das nicht mehr ins Paket für das Kinderheim auf Bali gepasst hat, übergeben wir nun diesen Kindern und freuen uns mit ihnen. Am Abend werden wir zum gemeinsamen Essen eingeladen. Es gibt Brot, Pellkartoffeln, Margarine und Ölsardinen. Nach dem Essen wird wieder aufgedreht. Es wird getanzt, Haare geflochten, Musik gespielt, gesungen, und es wird spät. Zufrieden, aber mit etwas Traurigkeit verlassen wir am nächsten Morgen Elbasan. Es geht wieder ans Meer nach Himarë. Aber davon hab ich ja schon berichtet.

Montag, 2. Oktober 2017

Montenegro

Es ist dunkel. Es regnet. Wir fahren bereits seit Stunden. Wild stehen ist nicht möglich, da an der einspurigen Straße rund um die Bucht links private Grundstücke liegen und rechts das Wasser ist.  Der erste Campingplatz in der Bucht von Kotor war trotz Nebensaison voll belegt. So klopfen wir an einer Tür zu einem Haus, an dem noch das Wort „Camping“ zu lesen ist. Nett, dass du junge Frau den zwei dunklen Gestalten öffnet. Leider kann sie uns nur in gebrochenem Englisch zu verstehen geben, dass ihr Platz bereits im Winterschlaf ist. Aber 800 m weiter gäbe es noch einen, der geöffnet habe. Pudelnass, aber erleichtert, liegen wir 30 Minuten später in unserem Bettchen auf besagtem Platz.
Am nächsten Morgen erstrahlt der Himmel in seinem schönsten Blau und die Sonne spiegelt sich auf dem türkisgrünen Wasser. Rings herum bewaldete Berge zeigen, woher der Name Montenegro kommt. Die Stadt Kotor, auch ein Unesco Weltkulturerbe, schauen wir uns per Fahrrad an und finden es zwar um einiges kleiner aber ebenso schön wie Dubrovnik.
Nach zwei Nächten verlassen wir das Meer und fahren ins Landesinnere. Im Lovcen, einer von 6 Nationalparks Montenegros, wollen wir Rad fahren und dort übernachten. Extreme Steigerungen und nicht für Radfahrer exklusive Wege, machen das Vergnügen kurz. Bei ca. 8 Grad Nachttemperatur haben wir auch keine Lust dort zu übernachten. Wir fahren daher noch am späten Nachmittag nach Rijeka, einem kleinen Ort an einem Fluss. Der Stellplatz dort ist fast leer, lediglich ein Fahrzeug ist gerade kurz vor uns angekommen. KFZ-Kennzeichen B. Klar, dass wir schnell ins Gespräch kommen und uns mit Antje und Volker am nächsten Abend zum Essen verabreden. Die Duschen und WCs des Platzes sind unter einem Holzverschlag und lediglich mit Vorhängen „verschlossen“. Das Duschwasser hat die gleiche Temperatur wie der Fluss. Das ist in der Nachsaison für viele abschreckend. Wir sind hart im Nehmen und freuen uns über die Gesellschaft zweier Kühe am Morgen, die die große Freifläche zum Grasen nutzen.
Die Verständigung in Montenegro klappt gut. Ein Mix aus Englisch und Deutsch mit montenegrinischem Akzent führt nur manchmal zu lustigen Missverständnissen. So erhalten wir am Abend im Restaurant z. B. „Chickencheese“ als Vorspeise vom Haus. Volker, Antje und wir brauchen einen kleinen Moment um unser Lachen abzustellen und uns auf „Ziegenkäs“ als Übersetzung zu einigen. Zwei weitere Tage halten wir es noch aus, aber dann zieht es uns wieder ans Meer, vor allem, weil die Abende am Fluss zum Draußensitzen einfach schon zu kalt sind. Ulcinje heißt unser nächstes Ziel. Ein langer, leerer Strand, aber auch geschlossene Minimärkte sind Zeichen der Nachsaison. Wir waschen unsere Wäsche und genießen die heiße Dusche. Tagsüber haben wir das Meer fast für uns allein, obwohl es sehr sauber und noch nicht Nordsee-kalt ist. Einen Tag vor Abfahrt regnet es, aber auch dafür haben wir eine Lösung: Wir kuscheln uns in unsere Daunendecke im Bussi und gucken uns einen von über 20 Filmen an, die Dennis in weiser Voraussicht aufs IPad geladen hat. Wir hängen noch einen Tag dran, damit alles trocknen kann und machen uns dann auf den Weg nach Albanien. Beinahe überfahren wir zwei Schildkröten, die wir aber noch rechtzeitig sehen, bremsen und über die Straße tragen. Jetzt gehts aber wirklich wieder der Sonne entgegen.

Mittwoch, 27. September 2017

Kroatien und was davon bleibt...

In einer Werkstatt in Catania wird der Fehler am Bussi behoben und wir sollen nichts dafür bezahlen, weil es wohl nur eine Kleinigkeit gewesen sei. An der Ostküste Siziliens finden wir einen schönen  Campingplatz direkt am Meer, von dem aus wir endlich mal mit dem Zug fahren können. Wir lieben beide das Bahnfahren. Tickets gibt es nur leider nicht im Zug. Wir hätten sie vorher in einer Bar oder im Eisladen kaufen müssen. So werden wir quasi zu Schwarzfahrern und müssen Strafe bezahlen. Mit 5 Euro Aufschlag pro Ticket ist das aber zu verschmerzen. Wir schauen uns Taormina an, das wirklich traumhaft schön, aber auch jetzt im September noch ganz schön voll ist.  Von Messina aus geht es dann per Fähre, die mit 50,00 Euro für 20 Minuten Fahrt unverhältnismäßig teuer ist, zurück aufs Festland. In Apulien entscheiden wir uns mal wieder vogelfrei und einsam am Strand zu stehen. Auch dieses Mal geht das wieder hervorragend. In Bari wollen wir am nächsten Abend die Fähre nehmen und vertreiben uns den Tag in dieser hübschen Hafenstadt. Als wir zum Auto zurückkommen, haben wir nette Post von der Polizei an unserer Windschutzscheibe. Wir können nichts wirklich lesen und das nicht nur, weil unser Italienisch nicht ausreicht. Wir sind aber schon so entspannt, dass wir das vorerst ignorieren.
Passend zum wilden Armgefuchtel des Einweisers beim Parken auf der Fähre, das uns dann einige Kratzer am Spiegel eingebracht hat, verläuft auch die Überfart nach Dubrovnik nicht ganz ohne Schaukelei. Am nächsten Morgen dort angekommen, schauen wir uns das Weltkulturerbe an und entscheiden nach kurzer Überlegung, dass wir noch heute Kroatien verlassen. Somit ändern wir bereits zum zweiten Mal unsere Pläne und freuen uns auf Montenegro.

Montag, 18. September 2017

Bella Italia

Unsere Motorkontrollleuchte blinkt plötzlich auf, als wir uns dem pittoresken Bergstädtchen Novara di Sicilia nähern. Wir sind erst seit 10 Tagen unterwegs und aktuell auf Sizilien. Wir werden wohl eine Werkstatt ansteuern müssen.
Aber erstmal von vorn:
Nach einem Zwischenstopp am für uns immer noch zu vollen Gardasee, fahren wir zügig nach Deiva Marina in Ligurien. Dort bleiben wir 3 Nächte, tanken die erste Sonne und genießen das Meer. Danach nehmen wir Kurs auf Genua, wo wir feststellen, dass es auch Pizzerien gibt, die so heißen, aber zumindest tagsüber keine Pizza
anbieten. Gut, dann essen wir halt Pasta und machen uns damit auch nicht gerade Freunde. In Italien ist Pasta lediglich die Vorspeise, bei der wir es aber belassen...
Um 18:00 Uhr geht es auf die Fähre nach Sizilien. Anders als überall empfohlen, haben wir die Tickets erst vor einigen Tagen gebucht. Und somit haben wir statt durchschnittlich 600,- Euro, nur 280,- für Außenkabine, Vollverpflegung (die man aber vergessen kann ) und Fahrzeug bezahlt. Nach einer wirklich entspannten Überfahrt erreichen wir am folgenden Abend Palermo. Wir finden einen Parkplatz, ein romantisches und gutes Restaurant direkt am Platz vor der weltberühmten Normannenkirche San Giovanni degli Eremiti und bei Rückkehr zum Auto auch dieses noch in Gänze vor. Wir verlassen noch am selben Abend die Hauptstadt und suchen uns ein ruhiges Fleckchen außerhalb am Strand, wo wir das erste mal im Ausland wild stehen. Am nächsten Morgen fahren wir nur wenige Kilometer an der Nordküste entlang und quartieren uns auf dem Stellplatz in Tonnarella ein. Von dort kann man eine Lagune mit  kleinen Salzseen bequem mit dem Fahrrad erreichen. 3 Tage später geht es ins Landesinnere mit Wanderung am Etna. Der ist leider so aktiv, dass wir nicht bis ganz nach oben dürfen. Aber dennoch waren wir in einem der Krater, denn der Etna hat davon sehr viele.
Alles soweit supi, aber jetzt leuchtet die Warnleuchte im Bussi. Wir hoffen, es ist nix Ernstes und wir fahren bald weiter der Sonne entgegen.

Los geht's


Endlich ist es soweit. Wir schreiben den 1.9.2017, und wir starten nach einer überraschenden, herzlichen Verabschiedung durch unsere Nachbarn und Freunde, die es zur großen Abschiedsparty nicht einrichten konnten dabei zu sein. 1 Jahr Vorbereitung liegt hinter uns. In den letzten Monaten nahm der Orgastress fast täglich zu. Aber wir haben es geschafft. Der Auszug vom Sohnemann fand fast gleichzeitig statt und unser Haus wurde für die Vermietung von allem Persönlichen "befreit", was wir auf dem Dachboden eingelagert haben, der zu diesem Zweck zuvor auch vollkommen beräumt werden musste. Wir haben unsere Rucksäcke für die ca. 20 Wochen ohne Bussi gepackt und in ihm verstaut und zwar so, dass wir da nicht mehr ran müssen. Ergo ist auch der Bus mit allem bestückt, was wir für die Zeit, in der er unser zu Hause ist, benötigen. Wir mussten genau überlegen, wo wir was einpacken. Unglaublich viel haben wir geregelt und Haus und Garten für die Zwischenmieter noch so richtig schick gemacht. Oft lagen die Nerven blank, aber nun ist es vorbei. Wir fahren los mit Ziel Regensburg, um dort Martina und Daniela zu besuchen- zwei liebe Tauchbekanntschaften von Dennis. Wir freuen uns ein bisschen und sind unendlich erleichtert, können es aber nicht wirklich realisieren, dass wir nun 6 Monate reisen können. Es stellt sich noch kein Reisefieber o. Ä. ein. Nach den kleinen und großen Abschiedspartys und nun auch noch einem lustigen Abend in Regensburg mit privater, nächtlicher Stadtführung wollen wir für uns sein und lehnen dankend das Übernachtungsangebot von den beiden ab. Wir wollen die erste Nacht in unserem Bussi schlafen. Wild und einsam im Grünen, direkt an der Donau. Und morgen geht es dann weiter, der Sonne entgegen.

Samstag, 12. August 2017

Es war einmal...

"Wie kommt man denn darauf?" "Ihr fahrt ein halbes Jahr weg - einfach so?" " Wie macht ihr das mit der Arbeit?" "Plant ihr das alles?" Solche und ähnliche Fragen werden uns immer wieder gestellt. Von hinten angefangen, können wir mit einem klaren Jein antworten. Wir reisen nicht "einfach so", aber es wird nicht alles bis ins kleinste Detail geplant. Angefangen hat alles mit einer Live-Reisedokumentation über ein Paar, dass alles aufgab und zwei Jahre um die Welt reiste. Dennis und ich, gerade frisch verliebt, haben diese gemeinsam 2010 im Kino Toni gesehen. Da wurde der Traum ausgesprochen: "Das wäre toll" und "Das würde ich auch gern machen". Aber es blieb eine Weile ein Traum. Immer wieder findet man Gründe, warum es für einen nicht gehen könne, sei es das Eigenheim, die Arbeit oder das liebe Geld oder sonst irgendwelche Gründe.
Aber wenn du es wirklich willst, finden sich auch immer Lösungen. Ab 2014 sparten wir per festgelegten Dauerauftrag auf einem separaten Konto mit der festen Absicht, dass es nicht das Geld sein wird, das uns hindert, unseren Traum zu verwirklichen. In Bezug auf unsere Arbeitsstellen wägten wir ab, ob es uns eine Weltreise wert sein würde, ggf. auch unsere sicheren Jobs aufzugeben. Eventuell nach der Reise einen einfacheren oder schlechteren Job anzunehmen, könnte der Preis sein. Wir waren bereit, diesen zu zahlen. Dennis ist nun, 3 Wochen vor unserer Abfahrt, ohne Job. Mein Arbeitgeber hat sich auf einen Mix aus bezahltem und unbezahltem Urlaub eingelassen. Unser Haus wird vermietet. Fremde Menschen in unserem geliebten Haus während unserer Reise wohnen zu lassen, geschieht mit gemischten Gefühlen, aber das ist der zweite Preis, den wir bereit sind zu zahlen. Es sind nur noch wenige Tage und ein ganzes halbes Jahr steht uns bevor. Wir haben noch viel zu erledigen. Mir, Joanna, wird teilweise ganz mulmig, wenn ich den Countdown bis zur Abreise sehe. Dennis schwankt zwischen "jetzt kann ich auch nicht mehr schlafen" bis "ist doch nicht mehr viel zu tun". Und wenn ich dann wieder daran denke, dass wir definitiv am 1.9.2017 mit unserem grünen Blumenbulli, auch liebevoll Hippie-Mobil genannt, der Sonne entgegen fahren, verschwinden alle kleinen und größeren Sorgen.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Mein erstes Mal

Ich bin ganz aufgeregt. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Das ist schließlich das erste Blog in meinem Leben. Vielleicht stelle ich uns erst einmal vor: Wie die Seite verrät, heißen wir Dennis und Joanna. Wir sind seit 2009 ein Paar und seit 2010 entfliehen wir regelmäßig dem Winter für 5 Wochen. Dafür nehmen wir fast unseren ganzen Jahresurlaub. Das ist es uns wert. Wir reisen dabei ohne Zeitstress, meistens ohne Uhr und Plan. Zumindest ohne festen Plan. Die eine Restwoche verbringen wir dann in unserem Hippie-Mobil irgendwo an der Wasserkante zum Mittelmeer. Kind und Katzen bleiben dabei zu Haus in unserem schönen Haus in Berlin-Hakenfelde, in dem wir nun schon 5 Jahre wohnen.
Dennis und ich sind auf den ersten Blick sehr verschieden:
Er Ossi
Ich Wessi
Er introvertiert
Ich extrovertiert
Er Handwerker
Ich Diplom-Kauffrau
Er Laufmuffel
Ich Läuferin
Er Taucher
Ich Schisser (unter Wasser)
und bestimmt noch einiges anderes passt bei uns nicht so zusammen, und es trennen uns 10 Jahre,
aber unsere Lebenseinstellung, unsere Werte und die Liebe zum Reisen und zueinander haben uns
unzertrennlich zusammengeschweißt.
Und jetzt haben wir diese Reise vor – ein halbes Jahr um die halbe Welt.
Und davon sollen natürlich die folgenden Blogs handeln.
Das nächste wird sich um die Entstehung der Idee und die Planung drehen.
Danach wird es auch schon bald losgehen – wie und wann genau…
Der Sonne entgegen ?